Erst wenn ich als Künstlerin möglichst viel Wissen in mir aufgesaugt habe, habe ich die Möglichkeit über das, was schon vor mir erschaffen wurde, ernsthaft nachzudenken und neue Wege des Ausdrucks zu finden, ohne zwanghaft das Rad neu erfinden zu müssen.
Ich bin eine passionierte Künstlerin,
die in der Schweiz lebt.

Tanja Kuschpel

Meine Bilder

Coquette

2023, 43 x 60. Ölfarbe auf Leinwand.
In diesem Stillleben versteckt sich das Thema der Anziehung durch das weibliche Element. Alle Bildelemente des Stilllebens sind zur Kokette hingerichtet und offensichtlich durch die kokette Form des Fläschchens beeindruckt.

Demenz

2023, 60 x 70. Ölfarbe auf Leinwand.
Dieses Bild ist Teil einer Serie über Zerstörung und Wachstum von Erfahrungen, Erinnerungen und Gedanken. Es kann auch für den therapeutischen Prozess stehen, in dem man Inseln der Farbe und des Wohlbefindens inmitten einer trostlosen Realität (wieder)herstellt.

Hausarrest

2023, 50 x 40. Zwei Ebenen, Ölfarbe auf Leinwand und Ölfarbe auf einer mittelalterlichen Kreidegrundierung
In dieser Arbeit versuche ich meine persönliche Unvereinbarkeit von Alltag und künstlerischer Tätigkeit darzustellen. Die Natur als Symbol für die Freiheit und der Kunst scheint durch eine weitere (Farb)Ebene hindurch die mit Alltagsgegenständen gefüllt ist. Dabei kann gerade diese Alltags-Ebene für andere Menschen Lebensinhalt und sogar auch Kunst bedeuten. Auch inspiriert ist dieses Bild durch das Thema der Psychotherapie und ich überlasse es Ihnen die dazugehörigen möglichen Interpretationen zu finden.

Der Baum der Angst

2023, 50 x 84. Ölfarbe auf Leinwand.
Dieses Bild ist inspiriert durch das Krankheitsbild der Psychose und ist ein bildlicher Versuch zu verstehen, wie sich ein Mensch im Zustand einer Angst-Psychose fühlen könnte, wie es sein könnte, davon überzeugt zu sein, dass man ständig und von überall beobachtet wird.

Porträt eines Psychotherapeuten

2022, 40 x 40. Baumwollgarnstickerei auf Leinwand.
Dieses Porträt stellt meinen Mann dar, er ist Psychotherapeut und Psychiater. Die Arbeit an dieser Stickerei hat sehr lange gedauert, hat mich jedoch dazu inspiriert, nach einer Maltechnik zu suchen, bei der ich mit Pinsel und Farben einen ähnlichen Effekt erzeugen kann wie mit den Stichen einer Stickerei.
The Mind of a
Psychotherapist
The Mind of a Psychotherapist

Frühling in Oberhofen

2023, 60 x 50. Ölfarbe auf Leinwand.
Ein Landschaftsbild inspiriert durch Bilder von Van Gogh.

Schweizer Wurzeln

2023, 39 x 110. Diptych, Öl auf Leinwand und Baumwollgarnstickerei auf Leinwand.
Die Arbeit und der Name sprechen für sich. Das ist mein erstes Experiment damit, Malerei und Stickerei in einem Werk zusammenzuführen.

Der Niesen
und die Sonnenblumen

2022, 60 x 39. Ölfarbe auf Leinwand.
Der blaue Niesen bat förmlich um einen gelben Kontrast, den die bei einem Bauern gekauften Sonnenblumen gerne hergaben.
The Mountain of Niesen and the Sunflowers

Geburt

2022, 70 x 40. Ölfarbe auf Leinwand.
Auf diesem Bild ist eine Geburt dargestellt. Die Geburt von was? Eines Menschen, einer Persönlichkeit, der Wahrheit?
Ich wurde 1989 in Moskau geboren. Zunächst absolvierte ich drei Jahre eines Studiums zur Primarschullehrerin, sah dann am Ende des Studiums jedoch ein, dass die Arbeit mir nicht die Entfaltungsmöglichkeiten bieten würde, die ich für mich wünschte. Gegen alle Ratschläge des Umfelds beschloss ich, Kunst zu studieren.
Über mich
Tanja Kuschpel
Zwei Jahre lang bereitete ich mich an einer kleinen Schule für Design und Gestaltung auf die Aufnahmeprüfung an der Russischen Akademie der Malerei, Bildhauerei und Architektur von Ilya Glazunov vor, einer der renommiertesten Kunsthochschulen Moskaus. 2010 wurde ich aufgenommen und 2011 erhielt ich für die restliche Studiendauer ein Stipendium der Hochschule.
Ich schloss 2017 mit der besten Diplomarbeit meines Jahrgangs ab und arbeitete in den Jahren danach als Ikonen-Restauratorin in Moskau.
Anders als bei der musealen Konservierung und Restaurierung soll bei russischen Ikonen die Restaurierung unsichtbar bleiben, das Kunstwerk also möglichst so erscheinen, als sei es unversehrt und sanft gealtert, ohne Schäden davonzutragen. Dafür braucht es Wissen um und die Beherrschung von historischen, insbesondere mittelalterlichen Mal- und Handwerkstechniken wie auch die Fähigkeit, künstliche Alterungsprozesse herbeizuführen.

Für eine unsichtbare Restaurierung muss man genau wissen, wie die Grundierungen, die Kleber, die Farben und die Lacke damals hergestellt und verarbeitet wurden und wie man sie aus modernen Materialien unter modernen Bedingungen herstellt und anwendet. Notwendig ist auch die Expertise in verschiedenen Methoden des Auftragens und Bearbeitens von Blattgold.
Aus diesen Lernerfahrungen heraus entstand meine Liebe zu natürlichen Materialien, wie

Eitempera,

Ölfarben

und

Wasserfarben,

sowie den Mal- und Arbeitstechniken der alten Meister.
2020 ging ich in die Schweiz, um meinen Mann, einen Psychiater und Psychotherapeuten, zu heiraten, und es stellte sich die Frage, wie es mit meiner Karriere weitergehen sollte. Die Kunden aus Moskau waren zwar bereit, mir ihre Ikonen zur Restaurierung in die Schweiz zu schicken, aber ich besann mich auf meinen ursprünglichen Wunsch, eine selbstständige Künstlerin zu werden, und begann, zunächst mit einem kleinen Malblock im Allschwiler Wald (BL), meine eigene Künstlerkarriere. In den letzten Jahren übte ich mich in den für die Öl- und die Acrylmalerei sowie die Stickerei erforderlichen Techniken.
2022 zogen mein Mann und ich mit dem Wunsch, näher an der Natur zu sein, in den Kanton Bern und 2023 habe ich begonnen meine Werke an die Öffentlichkeit zu tragen.
Gleichzeitig prägte mich der Umzug in den Kanton Bern im Januar 2022 sehr; ich begann damit, in meinen Werken mit Licht zu experimentieren, und wendete mich Naturmotiven zu (Frühling in Oberhofen, Schweizer Wurzeln, Der Niesen und die Sonnenblumen, Geburt). Das Zusammenleben mit meinem Mann hat mich auch bei der Wahl meiner psychologischen Themen beeinflusst (Porträt eines Psychotherapeuten, Kokette, Der Baum der Angst, Geburt).
Ich bin davon überzeugt, dass Neues in der Kunst nur gelingen kann, wenn der Künstler mit den visuellen Mitteln vertraut ist, die bereits vor ihm erfunden wurden. Erst wenn der Künstler all dieses Wissen zusammengetragen hat, beginnt er, über seinen Tellerrand hinauszuschauen, er bekommt die Möglichkeit, bereits Geschaffenes zu überdenken und neue Lösungen zu finden, losgelöst von dem inneren Zwang, das Rad neu erfinden zu müssen.
Ich arbeite täglich, auch an den Wochenenden, in meinem Atelier in Thun. Meine Liebe zur Systematisierung und Strukturierung erlaubt es mir, effizient und schnell zu arbeiten. Auf meinen Studienreisen nach Deutschland, Frankreich, Italien und in die Niederlande habe ich Inspirationen, Notizen und Skizzen für Hunderte von Werken gesammelt, die momentan ungeduldig darauf warten, in komplette Werke verwandelt zu werden.
Ich habe es mir zur Aufgabe gemacht, unter Verwendung historischer Techniken neue Ausdrucksmöglichkeiten (etwa die Erschaffung mehrerer Bildebenen) zu finden, nach interessanten kompositorischen Lösungen zu suchen, sowie unterschiedliche Techniken und Materialien in meinen Werken zu kombinieren (z. B. Stickerei und Malerei).
Die oben gezeigten Werke entstanden in den Jahren 2022 und 2023, also nachdem ich mein Geburtsland verlassen habe und während ich mich in eine neue Gesellschaft integrieren, eine neue Sprache lernen und meinen Beruf wechseln musste. Dazu griff in diesen Jahren mein Heimatland Russland die Ukraine an und erzeugte damit viel Leid in beiden Ländern. Daher spiegeln viele dieser Werke die Themen Angst und Ungewissheit über die Zukunft und mich selbst wider und bilden einen Zustand der Unsicherheit ab (Der Baum der Angst, Hausarrest).