2020 ging ich in die Schweiz, um meinen Mann, einen Psychiater und Psychotherapeuten, zu heiraten, und es stellte sich die Frage, wie es mit meiner Karriere weitergehen sollte. Die Kunden aus Moskau waren zwar bereit, mir ihre Ikonen zur Restaurierung in die Schweiz zu schicken, aber ich besann mich auf meinen ursprünglichen Wunsch, eine selbstständige Künstlerin zu werden, und begann, zunächst mit einem kleinen Malblock im Allschwiler Wald (BL), meine eigene Künstlerkarriere. In den letzten Jahren übte ich mich in den für die Öl- und die Acrylmalerei sowie die Stickerei erforderlichen Techniken.
2022 zogen mein Mann und ich mit dem Wunsch, näher an der Natur zu sein, in den Kanton Bern und 2023 habe ich begonnen meine Werke an die Öffentlichkeit zu tragen.
Gleichzeitig prägte mich der Umzug in den Kanton Bern im Januar 2022 sehr; ich begann damit, in meinen Werken mit Licht zu experimentieren, und wendete mich Naturmotiven zu (Frühling in Oberhofen, Schweizer Wurzeln, Der Niesen und die Sonnenblumen, Geburt). Das Zusammenleben mit meinem Mann hat mich auch bei der Wahl meiner psychologischen Themen beeinflusst (Porträt eines Psychotherapeuten, Kokette, Der Baum der Angst, Geburt).
Ich bin davon überzeugt, dass Neues in der Kunst nur gelingen kann, wenn der Künstler mit den visuellen Mitteln vertraut ist, die bereits vor ihm erfunden wurden. Erst wenn der Künstler all dieses Wissen zusammengetragen hat, beginnt er, über seinen Tellerrand hinauszuschauen, er bekommt die Möglichkeit, bereits Geschaffenes zu überdenken und neue Lösungen zu finden, losgelöst von dem inneren Zwang, das Rad neu erfinden zu müssen.
Ich arbeite täglich, auch an den Wochenenden, in meinem Atelier in Thun. Meine Liebe zur Systematisierung und Strukturierung erlaubt es mir, effizient und schnell zu arbeiten. Auf meinen Studienreisen nach Deutschland, Frankreich, Italien und in die Niederlande habe ich Inspirationen, Notizen und Skizzen für Hunderte von Werken gesammelt, die momentan ungeduldig darauf warten, in komplette Werke verwandelt zu werden.
Ich habe es mir zur Aufgabe gemacht, unter Verwendung historischer Techniken neue Ausdrucksmöglichkeiten (etwa die Erschaffung mehrerer Bildebenen) zu finden, nach interessanten kompositorischen Lösungen zu suchen, sowie unterschiedliche Techniken und Materialien in meinen Werken zu kombinieren (z. B. Stickerei und Malerei).
Die oben gezeigten Werke entstanden in den Jahren 2022 und 2023, also nachdem ich mein Geburtsland verlassen habe und während ich mich in eine neue Gesellschaft integrieren, eine neue Sprache lernen und meinen Beruf wechseln musste. Dazu griff in diesen Jahren mein Heimatland Russland die Ukraine an und erzeugte damit viel Leid in beiden Ländern. Daher spiegeln viele dieser Werke die Themen Angst und Ungewissheit über die Zukunft und mich selbst wider und bilden einen Zustand der Unsicherheit ab (Der Baum der Angst, Hausarrest).